Spiel mit Amber

Spiel mit Amber

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Sie nichts mehr selber entscheiden können, in der Sie von einem anderen Menschen gesteuert werden, in der Sie nur eine Figur in einem virtuellem Spiel sind. Herzlich willkommen in der alptraumhaften Welt des Science-Fiction-Thrillers „Gamer“ (ab 07.01 im Kino). In einer der Hauptrollen: Amber Valletta, bekannt aus „Hitch, der Date Doktor“ und „Transporter“. Die blonde Amerikanerin machte bereits mit 15 Jahren als Modell Karriere. Ganz neue Wege beschreitet sie nun mit „Gamer“, in dem Valletta als virtuelle Prostituierte Angie zu sehen ist, welche in einem schrecklichen Spiel um ihr Leben, ihre Familie und um ihre eigene Identität gefangen ist…

Als Schauspieler bekommt man ja ständig neue Drehbücher zugeschickt? Was hat dich besonders an diesem angezogen, weshalb hast du dich für die Rolle in „Gamer“ entschieden?

Als ich dieses Drehbuch las, merkte ich sofort, dass es ein Konzept ist, welches mir vollkommen neu war. Natürlich kenne ich das Genre, aber mir ist noch nie etwas so modernes begegnet. Und besonders mit meinem Charakter, da dachte ich mir: „Was für eine Chance für mich als Schauspieler, mal eine ganz andere Seite meiner Person zu zeigen, eine, die die Menschen noch nicht kennen. Und auch einen Charakter darzustellen, der in einem solchen Film bisher nicht wirklich zu sehen war. Sie (Angie) kann, während sie in dem Spiel ist, überhaupt nicht kommunizieren, nur durch ihre Augen und…

Sie ist beinah zwei Personen in einem Körper.

Sie wird von dieser ziemlich übermächtigen Person kontrolliert, die absolut darauf abgeht, sie leiden zu sehn. Sie mental leiden zu sehn. Ich glaube sie gibt dem Spiel irgendwann nach, und auch der Tatsache, dass sie denkt, keine Alternativen zu haben, dass sich für sie nichts mehr ändert. Am Anfang des Filmes sind meine Bewegungen einem Roboter sehr ähnlich, sehr Avatarhaft, und das gleicht gilt auch für meine Stimme. Aber je weiter der Film dann fortschreitet und wenn man sie schließlich wiedertrifft, da hat sie dann aufgegeben, denn sie ist im Begriff den Kampf um ihre Familie zu verlieren. Also sagt sie sich: „Was auch immer, alles ist möglich“.

Warum ist sie in dem Spiel? Geht es ihr ums Geld?

Ja. Die Welt in dieser Zeit, welche nicht weit entfernt ist von der Gegenwart, kann man am ehesten mit einer Welt beschreiben, in welcher gerade alles zusammengebrochen ist. Es wäre die darauf folgende Verzweiflung, welche Menschen dazu bringt, solche Dinge zu tun. Als Schauspielerin musste ich mir klar werden, warum sie so handelt, warum sie sich im Grunde genommen prostituiert. Aber man muss verstehen, dass es in dieser Gesellschaft nicht einmal möglich ist, einen Job bei Starbucks zu bekommen. Man erfährt es nicht in dem Film, aber ihre Vergangenheit lief folgendermaßen ab:  Im Wesentlichen habe die Bösen irgendwie Zugriff auf ihr Leben bekommen und es dadurch für Angie unmöglich gemacht, es zu etwas zu bringen. Und außerdem ist ihr Ehemann ein verurteilter Mörder.

 

 

 

 

 

 

 

Nett wie du prostituiert sagst, nur mal so beiläufig dahingeworfen. Aber ihr Stil hat ja beinahe schon etwas von Pretty Woman. Wenn sie dir also dein Kostüm geben, schließlich reden Schauspieler immer davon, dass erst die Kleidung ihre Rolle formen…

Oh Gott, ja!

…wenn sie dir also deine rosa Perücke und das restliche Kostüm geben, verändert das deinen Gang? Verändert sich deine Darstellung durch die Klamotten?

Am Anfang des Filmes ging es mir hauptsächlich um den Charakter. Zu Beginn ging es mir um den ganzen Demoralisierungs-Aspekt. Und wovon ich ausgegangen bin in meiner Arbeit, war – wie würde ich mich fühlen, wenn mein Kind, mein Ehemann sehen würde, was ich (Angie, Anm. d. Red.) tue. Das Level, das Elend, die Intensität des Ekels welche ich erlebe – bei der Arbeit und um ein Einkommen zu sichern, wie beschämend das ist und dazu bin ich auch noch wie ein Clown angezogen. Ich habe mich selber nicht als sexy empfunden… Ich habe sie angeschaut und mich wie ein Objekt gefühlt.

Der Film eröffnet ja auch ein paar interessante gesellschaftliche Debatten.

Tatsächlich nimmt er die dunkelsten Teile unserer Gesellschaft und auch von uns selbst und erforscht diese dann. Wenn sie im Film die „Echte-Welt“-Sequenzen zeigen, wie die Nachrichten mit Kyra Sedgwick, dann sind das unsere heutigen Entertainmentshows, nur zehn mal so schlimm wie sie jetzt sind. Sie rauchen, sie schimpfen, sie sind einfach eklig.

Wie würdest du den Film beschreiben?

Ich würde sagen, er ist eine Satire, welche uns vor Augen führt, was aus uns werden könnte mit der Wissenschaft, den Spielen, der Ausnützung, dem Sex  und den Medien.

Wie ist deine Beziehung zu den heutigen Onlinespielen?

Ich spiele keine davon. Wenn ich, wie gestern, ein altes „Pac Man“-Spiel sehe, dann spiele ich es – aber nur aus Spaß.

Was würdest du sagen, wo führt uns das Spielen hin?

Spiele desensibilisieren uns. Ich könnte aber auch das gleiche über das Machen eines solchen Films wie „Gamer“ sagen und ich bin da vorsichtig. Aber ich glaube, der Film zeigt uns so stark die gesellschaftliche Debatte darüber, er ist nicht nur ausbeuterisch. Wenn man genau hinschaut, hat er eine tiefer liegende Bedeutung.

Hast du dich während deiner Modelljahre jemals so gefühlt, als ob es in dem Geschäft um Kontrolle geht?

Absolut.

Dann muss das ja eine interessante Parallele gewesen sein.

Ich habe mich viele Jahre lang ausgebeutet gefühlt. Ich werde da jetzt keine große Sache draus machen, aber ich bin der Überzeugung, dass man als Frau in der heutigen Welt, ein Gleichgewicht zwischen seiner Sexualität und seiner weiblichen Intuition finden muss. Und dann muss man rausfinden, wie man dieses Gleichgewicht davor schützt, ausgebeutet zu werden und wie man es benutzt, ohne seinen lebendigen Charakter zu verlieren.

 

Du bist selbst Mutter. Und jetzt spielst du diese Rolle, für die das Mutter sein essentiell ist. Wie sehr beeinflusst es deine Performance, dass du dieses Gefühl bereits kennst?

Es hängt sehr vom Moment und der Szene ab, denn manchmal kann es ein echter Nachteil sein und ich schalte komplett ab wenn ich meine eigene Geschichte und Familie benutze. Und manchmal ist es das einzige, was mich motiviert. Also denke ich, dass ein Schaupieler, oder zumindest ich persönlich, eine Menge Handwerkszeug beherrschen sollte, auf welches man zurückgreifen kann.

 

Dein Ehemann wird durch Gerard Butler gespielt. Der Schotte ist in der Filmwelt bekannt für sein fantastisches Charisma. Und hier spielt er nun einen verurteilten Mörder, eine sehr heftige Rolle. Wie war er bei den Dreharbeiten?

Oh, er war voll dabei. Es war eine sehr stressige und physisch anstrengende Rolle, er war erschöpft und, da bin ich mir sicher, auch psychisch fertig. Aber er war großartig. Er ist absolut professionell. Er gibt sehr viel.  Er hat die meisten Stunts selber gemacht. Ich weiß, dass es eine Rolle war, die ihm sehr, sehr viel abverlangt hat.

Was hoffst du, dass das Publikum am Ende des Filmes sagt und fühlt? Wenn die Lichter angehen und der Vorhang fällt, glaubst du sie werden die tiefere Botschaft von „Gamer“ mitnehmen?

Ja, ich hoffe dass das Publikum mit „Gamer“ eine lustige Achterbahnfahrt haben wird, die sexy und von schönen Bildern unterlegt ist. Ich hoffe aber auch, sie sehen den Film als Abenteuer und große Unterhaltung.

Franziska Ecks