Elyas M’Barek: “Für mich war Schule nie ein schlimmer Ort”

Elyas M’Barek: “Für mich war Schule nie ein schlimmer Ort”

Elyas M’Barek: „Für mich war Schule nie ein schlimmer Ort. Wir mussten nur bis ein Uhr dort sein, danach hätte ich Hausaufgaben machen müssen, aber die habe ich mir oft gespart. So gesehen, war Schule für mich ein Halbtagsjob. Abitur habe ich trotzdem.“

Auf sein vergrabenes Diebesgut wurde einfach eine verdammte Turnhalle gebaut. Der Ex- Knacki Zeki Müller (Elyas M`Barek) hat keine andere Wahl und muss als vermeintlicher Aushilfslehrer an der Goethe-Gesamtschule anheuern. Und jetzt hat das deutsche Bildungssystem ein Problem mehr. Den krassesten Lehrer aller Zeiten. Während er nachts nach seiner Beute gräbt, bringt er tagsüber mit seinen ruppigen aber nachhaltigen Lehrmethoden die Chaotenklasse 10b auf Spur. Ohne zu ahnen, in wen sie sich da gerade verliebt, ermahnt die überkorrekte Referendarin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) ihren vermeintlichen Kollegen emsig zu pädagogischer Verantwortung und erweckt in dem Raubein moralische Restwerte zum Leben.

Interview mit Elyas M’Barek

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Sie spielen Zeki Müller, einen eigenwilligen Lehrer ohne pädagogische Ausbildung. Wodurch unterscheidet sich die Rolle von früheren Projekten?

Zeki Müller ist bislang meine reifste Rolle. Ich spiele keinen Jugendlichen mehr, sondern einen Lehrer – und die Leute kaufen mir das tatsächlich ab. Zeki ist ja eigentlich ein Kleinkrimineller, der aus dem Knast kommt und an die Beute aus seinem letzten Raubzug will. Leider wurde über das Versteck inzwischen eine neue Turnhalle gebaut. Deshalb greift er zu seiner eigenen Technik, um an das Geld zu kommen. Er heuert als Lehrer an, um Zugang zum Keller zu bekommen, aus dem er sich rangräbt.

Ist Zeki Müller ein Fluch oder ein Segen für die Goethe-Gesamtschule?

Anfangs ist es sicher ein Drama, dass Zeki den Unterricht leitet, weil er weder Ausbildung noch Ahnung hat. Aber dann sorgt er doch für frischen Wind an der Schule. Er kommuniziert mit den Schülern quasi in ihrer eigenen asozialen Sprache.

Bricht der Film eine Lanze für den Lehrerberuf?

Ich glaube schon. Bora vermittelt durch den Film, dass nicht alle Lehrer doof sind. Er kommt ja aus einem Lehrerhaushalt, seine Mutter ist Lehrerin. Die meisten Lehrer ergreifen den Beruf aus Überzeugung. Es gab auch in meiner Schullaufbahn Lehrer, die eine Art Vorbildfunktion hatten. Die fand ich cool. Die haben mir Werte vermittelt und etwas für mein Leben beigebracht.

Warum verliebt sich der coole Zeki im Film in die völlig uncoole Lisi Schnabelstedt?

Weil dieser Gegensatz das Geheimnis einer guten Komödie ist. Zwei Menschen zuzuschauen, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zueinander passen, ist immer interessant. Das war bei Cem und Lena in TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER genauso. Lisi steht für all das, was Zeki fehlt. Sie komplettiert ihn sozusagen. Sicher bedeutet so eine anständige und süße Frau für Zeki auch Geborgenheit. Und es berührt ihn ,dass sie an ihn glaubt und mehr in ihm sieht. Sie kitzelt den guten Kerl in ihm raus und das will er ja eigentlich lieber sein als ein Arschloch.

Wie war die Zusammenarbeit mit der Kollegin Karoline Herfurth?

Karoline hat sich mal beklagt, dass es am Set zu harmonisch zwischen uns beiden zugeht. Sie wünschte sich mehr private Spannung, damit uns das Spielen der Rollen leichter falle. Ich habe ihr direkt einen Streit angeboten, aber darauf ging sie nicht ein. Karoline ist eine professionelle, total umgängliche und bezaubernde Kollegin.

In vielen Szenen haben Sie mit sehr jungen Schauspielern gedreht. Wie war das?

Es ist Wahnsinn, wie viele gute Nachwuchsdarsteller es gibt. Ich musste ständig lachen, wenn ich denen zugeschaut habe. In einigen Szenen saßen aber auch kleine Kinder vor mir in der Klasse. Ich glaube, die hatten richtig Schiss, als ich die anschreien musste. Die guckten mich völlig verstört an. Ich habe mich auch entschuldigt und denen gesagt, dass ich im normalen Leben total nett bin und dass ich das alles nur für den Film machen muss.

http://www.youtube.com/watch?v=UKtl1n0K-lo&width=620

Credit: Constantin Film Verleih GmbH / Christoph Assmann