Kein Prinz-ein Sir!
Kein Prinz-ein Sir!
Seine Rolle als Mahatma Gandhi brachte Sir Ben Kingsley einen Oscar, zwei Golden Globes und zwei Awards der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) ein. Am rührendsten fanden wir ihn als Itzhak Stern in „Schindlers Liste“, für den er mit dem Ehrenpreis „Cinema for Peace“ ausgezeichnet wurde. Ben Kingsley gehört auch zu den Veteranen der britischen Theaterszene, hat in seiner Karriere unzählige Shakespeare-Figuren verkörpert. Seine Karriere als Schauspieler hatte er 1967 als Mitglied der Royal Shakespeare Company begonnen. Von Queen Elizabeth II wurde er 2001 in ihre traditionelle Neujahrsliste aufgenommen, geadelt und darf sich nun Sir Ben Kingsley nennen. In dem Film „Prince Of Persia: Der Sand der Zeit” (seit heute in den Kinos) spielt er Nizam, den Bruder des Königs, der eigene Pläne als Herrscher schmiedet.
Beschreiben Sie die Beziehung zwischen ihrer Figur Nizam und dem Großkönig von Persien.
Ich spiele seinen Bruder, es ist eine Beziehung, die im Neid verankert ist. Es gibt einen Moment, als meine Figur noch sehr jung war und sich ihr die Gelegenheit bot, das Leben des Königs zu retten. Er ergriff diese Gelegenheit, und bereut es nun. Hätte er es nicht getan, wäre Nizam König geworden. Sein Neid sitzt tief, ist aber von vielen, vielen Schichten verdeckt.
Was reizte Sie, „Prince Of Persia: Der Sand der Zeit” zu drehen?
Schon früh im Castingprozess wollte Mike Newell, der Regisseur mich auf die Rolle festnageln. Ich konnte schon auf dem Papier sehen, dass wir wirklich viel Energie in die Charaktere investieren mussten. Der zweitwichtigste Punkt aber war die Kombination aus Drehbuch, Mike und Marokko. Ich liebe dieses Land, habe schon sechs Filme dort gedreht. Und dann haben wir auch in Pinewood gefilmt, was es mir endlich ermöglichte, zu Hause zu arbeiten, von meinem eigenen Haus aus ins Studio zu fahren.
Beschreiben Sie Ihren Charakter.
Meine Figur ist ein Einzelgänger, die meisten Menschen mit Neid sind das. Es fehlt ihnen an Vertrauen in andere, sie können nur sehr schwer Beziehungen aufbauen. Ich glaube, Mike hat diese Einsamkeit im Film ausgeschöpft. Meine Figur hat Szenen mit seinen Neffen. Garsiv will endlich in den Kampf ziehen, Tus endlich König werden und Dastan endlich beweisen, dass er kein armes Straßenkind ist. Ich nutze diese Unsicherheiten für mich aus. Täte ich das nicht, wäre das Drehbuch viel oberflächlicher und schlechter. Es ist eine Familie, die von Problemen zerrüttet ist. Fast jeder von uns hat eine solche Familie.
War die Tatsache, dass die Vorlage für den Film ein Videospiel ist, ein Hindernis?
Nein, überhaupt nicht. Offensichtlich ist es ein sehr erfolgreiches Game, das dem Spieler etwas bietet. Auf dieser Basis von echter Begeisterung aufzubauen, ist sehr aufregend. So hat man vielleicht durch dieses Spiel schon ein Publikum, das der vorgegebenen Formel folgen will, oder vielleicht auch sagen wird ‚Nein, das ist nicht das Game, das ich gespielt habe.’ Man könnte auch ein Publikum haben, das das Warum hinter dem Wie sehen will. Ich finde, das ist ein guter Startpunkt, eine sehr clevere Wahl.
Was war die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten?
Es war diese Balance, einen Lügner zu spielen. Meinen Neffen kann ich nichts vormachen, es sind drei sehr kluge Männer. Deshalb muss ich diese machiavellistische Strategie mit einem Lächeln beibehalten. Wie schon Shakespeare sagt ‚Lächle und lächle und lächle und sei ein Schurke’. Die Herausforderung ist, nie offen abscheulich zu sein, sondern diese Gewissheit auszustrahlen, dass es meine offenkundige Bestimmung, die offenkundige Bestimmung meiner Figur ist, König zu werden. Man hofft, dass die Zuschauer zu Hause auf ihren DVDs nachsehen und dann sagen ‚Hier war mir klar, dass er ein echter Bösewicht ist’. Ich will Hinweise geben, aber sie nicht sofort erkennbar machen. Zum Beispiel, wenn ich aus den Augenwinkeln heraus auf den Dolch der Zeit sehe oder die Brüder gegeneinander ausspiele.
Wo lässt sich diese Rolle in Ihrer bemerkenswerten Karriere einordnen?
Ich setzte die ganze Erfahrung und meine Figur ziemlich hoch an. Die Gründe sind meine Anfänge, die Erfahrungen mit Shakespeare, die ich als einen Segen betrachte, denn er hat seine Figuren so gründlich ausgelotet. Sie waren psychologisch stimmig, und wendet man das alles auf einen Actionfilm an, finde ich das wunderbar.
Haben Sie Jake Gyllenhaal oder Gemma Arterton bei den Dreharbeiten irgendwelche Ratschläge gegeben?
Werde ich darum gebeten, gebe ich sie. Meiner Ansicht nach aber, ist es das Beste, was jeder erfahrene Schauspieler jungen Kollegen geben kann, das vorbildhafte Beispiel. Man ist am Set sehr konzentriert, ist erreichbar, kennt seinen Text, trifft seine Markierungen und dreht so viele Einstellungen, damit alles funktioniert und richtig wird.
Sprechen Sie in diesem Film mit einem Akzent, um Nizam zum Leben zu erwecken?
Nein, Nizam ist Ex-Mitglied der Royal Shakespeare Company. Es ist schön, seine eigene Stimme nutzen zu können. Zu viele Elemente der Verkleidung sollte es nicht geben. In diesem Film gibt es keine Akzente. Mit Ausnahme von Jake, der im perfekten englischen Sprachduktus spricht.