Ein guter Vater

Ein guter Vater

Wer erinnert sich nicht an die „New Kids On The Block“? Der Traum zahlreicher hysterischer Teenies Ende der Achtziger, kitschige Popidole einer ganzen Generation mit viel entblößter Haut. Aber Mark Wahlberg nur danach zu bewerten, würde ihm wirklich nicht gerecht werden. Der US-Amerikaner hat sich vom Popstar über Calvin-Klein-Unterwäschemodell hin zu einer festen Größe in Hollywood entwickelt. So wurde er für seine Rolle in „Departed – Unter Feinden“ sogar für einen Oscar nominiert! Sein Schauspieltalent beweist er jetzt erneut im neuen Blockbuster von Peter Jackson,  „In meinem Himmel“ (ab 18.02. im Kino).

 

 

Wie sieht die Arbeit mit Peter Jackson aus?

Peter ist ein Schatz. Und er ist ein Genie. Es hat mir Riesenspaß bereitet, mit ihm zu arbeiten. Alles fiel ganz leicht. Fast zu leicht (lacht). Ich sagte beispielsweise zu ihm: „OK, Peter, was soll ich sagen und wie soll ich es sagen?“. Und er: „Nun, lass uns mal sehen, wie wäre es auf diese Weise, könntest du es vielleicht einmal so probieren?“ Er ist ein Typ, den man einfach mögen muss. Er nimmt alles ganz locker, aber ist offensichtlich brillant und ein Schatz. Ich wollte immer schon mit ihm arbeiten. Und dann erhielt ich die Gelegenheit, zu einer ungünstigen Zeit, weil ich gerade erst den Dreh zu einem anderen Film abgeschlossen hatte.

Welcher Film war das?

Ein Film mit M. Night Shyamalan. Ich war gerade aus Pennsylvania zurückgekehrt, kam nach Hause und erhielt einen Anruf, ich solle schnellstmöglich wieder nach Pennsylvania kommen. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen und fragte: „Was soll das bedeuten?“ Dann sagte man mir, dass Peter Jackson wollte, dass ich in „In meinem Himmel“eine Hauptrolle spiele. Ich las sofort das Drehbuch und war begeistert. Ich rief zurück und fragte: „Wann soll es losgehen? Morgen? Oh wow…“ Weil ich unbedingt mit Peter arbeiten wollte, wusste ich in diesem Moment, dass ich dabei sein würde. Ich wusste nur nicht, wie ich es meiner Frau beibringen sollte. Sie sagte nur: „Keine Chance!“.

Die Rolle des Jack Salmon führte Sie vermutlich an einige finstere Orte. Er ist ein Mann, der geradezu besessen ist von seiner Trauer.

Man muss einfach bereit sein, diesen finsteren Ort aufzusuchen. Dann zählt man die Tage, bis es vorbei ist und bis man sein eigenes Leben zurückbekommt. Manchmal kam ich nach der Arbeit nach Hause, umarmte meine Tochter und drückte sie ganz fest an mich. Ich war emotional völlig aufgewühlt, und sie wollte einfach nur spielen, weil sie natürlich nicht verstehen konnte, warum ich sie so fest hielt. Der Dreh war eine sehr finstere und emotionale Erfahrung. So sehr ich es genossen habe, mit Peter und den anderen Kollegen zu arbeiten, war ich doch heilfroh, als es wieder vorbei war.

Sie sind mittlerweile selbst ein Vater. Hatte das Einfluss auf die Gestaltung Ihrer Rolle des Jack Salmon?

Sicher. Hätte ich diese Rolle vor ein paar Jahren gespielt, wäre das ganz anders gewesen. Bevor ich selber Kinder hatte, konnte ich mir nur vorstellen, was es heißt, ein Elternteil zu sein. Ich habe 13 Neffen und Nichten, die ich über alles liebe. Da haben mir schon alle gesagt: „Du kannst das nicht verstehen. Wenn man selbst Kinder hat, ist es ganz anders.” Aber ich dachte, ich hätte den Bogen raus: „Ich bin smart, ich kapiers.“ Die Wahrheit ist: Es ist anders. Ich liebe meine Neffen und Nichten, aber das lässt sich nicht im Geringsten mit der Liebe zu den eigenen Kindern vergleichen. Für diese Rolle, in der ich auch eine Tochter habe, ist es entscheidend, einen Vergleichspunkt zu haben.

Wird es dem Publikum ähnlich gehen? Glauben Sie, dass die Eltern im Kino anders auf den Film reagieren als Zuschauer, die keine Kinder haben?

Nun, ein paar meiner Freunde haben sich den Film angesehen. Einer von ihnen hat eine Tochter, der andere hat keine Kinder. Der ohne Kinder sagte nach der Vorführung: „Toller Film, ich fand ihn super, umwerfend.“ Und der mit der Tochter war ebenfalls begeistert, aber seine Reaktion war eine andere. Er war emotional überwältigt, weil er die Gefühle Jacks nicht nur versteht, sondern auch nachvollziehen kann. Er versteht – und mir geht es genauso – wie unfassbar schrecklich und katastrophal so eine Erfahrung wäre. Man wagt nicht einmal daran zu denken.

 

Hat sich Ihr Leben verändert, seitdem Sie Vater geworden sind?

Oh ja, es hat sich drastisch verändert. Aber ich bin begeistert. Ich war auch bereit, zur Ruhe zu kommen. Tatsächlich bin ich froh, nicht schon Vater geworden zu sein, bevor ich bereit dafür war. Keine Ahnung, was dann passiert wäre. Ich habe Freunde in meinem Alter, die bereits Großeltern werden. Ein Freund von mir wurde mit 35 Großvater! Für mich ist alles bestens gelaufen. Ich war bereit, Vater zu werden, und ich habe die Frau getroffen, die ich liebe.

Beeinflusst das die beruflichen Entscheidungen, die sie treffen? Sie haben einmal erwähnt, nicht länger und weiter weg von Zuhause sein zu wollen als unbedingt nötig…

Das ist richtig. Aber ich wähle auch mein Material anders aus als früher. Ich könnte nicht wirklich sagen, ob ich einen Film wie „Boogie Nights“ machen würde, wenn mir das Drehbuch heute auf den Tisch flattern würde. Es ist ein großartiger Film, aber das waren andere Zeiten. Aber es ist ein Film, den ich gemacht habe und den ich eines Tages meinen Kindern erklären müssen werde. Aber über diese Brücke gehe ich erst, wenn es soweit ist. Aber sicher, meine Familie beeinflusst die Art von Filmen, die ich heute machen will, und die Dinge, die ich erledigen will und hinter denen mein Name stehen soll.