Dita Von Teese über Erotik
Dita Von Teese über Erotik
Dita Von Teese hat mit ihrem neuesten Parfum Erotique einen Duft voll berauschender Gegensätzen kreiert. Sie ist die Inkarnation von Sexappeal – sinnlich-edel wie die Bulgarische Rose, kraftvoll-animalisch wie Leder. Ein bisschen glamouröser Vintage, ein bisschen opulente Eleganz, ein bisschen erotischer Fetisch, vereint in einem Flakon, der an flüssiges Gold erinnert. Erotique ist das aphrodisische Meisterwerk der Queen of Burlesque und ist gleichermaßen so widersprüchlich und anziehend wie Dita Von Teese selbst.
1. Sie haben in einem Interview einmal gesagt, dass Sie auch eine „dunkle“ Seite haben. Was meinen Sie damit und wie kommt diese mysteriöse Facette von Ihnen zum Ausdruck?
So lange ich denken kann, fasziniert mich die Verbindung von absoluter Eleganz mit Erotik, von Fetisch mit übertriebener Weiblichkeit. Das hat für mich nichts mit „Dunkelheit“ zu tun, vielmehr geht es mir darum, die herrschenden Tabus um Sexualität und Fetisch zu befreien und deren Schönheit und Historie zu zeigen. Ich liebe klassische, erotische Kunst, sei es in Form von Büchern, Fotografien, Zeichnungen oder Filmen. Ich denke es ist wichtig, dass die Menschen sich ein bisschen mehr mit der Geschichte des Fetischismus auseinandersetzen, um zu verstehen, dass es einem die Möglichkeit gibt, eine wirklich tiefe Verbindung zu seinem Partner aufzubauen – indem man nämlich die eigene Sinnlichkeit auslebt und sich nicht davor scheut, mit seinem Partner auch die extremen oder außergewöhnlichen Wünsche und Bedürfnisse zu teilen. Verletzlichkeit ist Stärke! Erotik als solche zieht mich in ihren Bann, sie inspiriert mich und ich liebe es sie auf eine faszinierende, weibliche und glamouröse Art zu präsentieren. In der heutigen Zeit gibt es leider noch immer Menschen, die Erotik für abartig, schmutzig oder minderwertig halten. Ich hingegen finde die schönsten Ausdrücke der Erotik in den Werken des Künstlers John Willie und in den Büchern von Georges Bataille, Henry Miller und Anaïs Nin.
2. Erotique ist eine aromatische, würzige Duftkomposition. Was hat Sie zu Ihrem vierten Duft inspiriert? Und welche Geschichte wollen Sie damit erzählen?
Ich hatte immer schon eine besondere Vorliebe für Vintage-Parfums, für die Schönheit der Flakons und Kampagnenbilder und natürlich für die Düfte selbst. Ich konnte sogar einige Vintage-Parfums auftreiben, die eine Essenz ihres wunderbaren Duftes konserviert und bewahrt haben.
Die früheren Parfums waren vollkommen anders als die handelsüblichen Düfte, die man heute bekommt. Vintage-Parfums waren stets sehr anziehend, animalisch und gewagt – viel individueller und auch „fremder“ als das, was heute hergestellt wird! Genau das fasziniert mich und hat mich dazu inspiriert, einen Duft zu kreieren, das dieses Gefühl seltener Vintage-Parfums aus einer Zeit einfängt, als ein Parfum noch nicht „frisch“ und „rein“ duften sollte, sondern man als Frau noch sinnliche, exotische und hedonistische Düfte vorzog. Man kann es sich vielleicht nur schwer vorstellen, aber was Parfüms betrifft, sind wir mit der Zeit immer konservativer geworden.
Außerdem liebe ich klassische erotische Literatur. Die sinnlichen und erregenden Geschichten von Nin, Miller und Bataille inspirieren meinen Stil schon seit Jahrzehnten. Genau diese Geschichten waren es, die meine Phantasie zuerst entfesselten und mich zu einem nostalgischen und zugleich gewagten Fetisch- Kleidungsstil inspirierten, in dem sich Glamour und Luxus vereinen. Ich denke häufig darüber nach, welcher Duft dieses Lebensgefühl zum Ausdruck bringen könnte, hatte aber bislang nie das Gefühl, einen finden zu können, der diesem gerecht wird.
Erotique ist letztlich also das Produkt meines eigenen Verlangens, das Gefühl von Vintage-Fetisch einzufangen und ein Parfüm zu tragen, das hemmungslos
erotisch und mehr als dekadent ist. Es ist die Antwort auf die Frage, wie ein Blumenstrauß riecht, der mit einer Lederpeitsche gebunden wurde. Welche Duftkomponenten vereinen sich, wenn ich Lippenstift und Puder auftrage und meine Lederhandschuhe überziehe? Genau so etwas wollte ich kreieren – eine betörende und verwirrende Mischung einzigartiger Elemente, die nicht mit den Düften vergleichbar ist, die andere Frauen tragen. Ein Duft, der unvergesslich ist und sich nicht darum schert, von jedermann gemocht zu werden. Erotique ist das Parfum für die wahrlich freie Frau – verführerisch und außergewöhnlich, berauschend und animalisch.
3. Koriander, Pfeffer, bulgarische Rose und Leder – die Komponenten, die Sie für Erotique verwendet haben, sind selten und außergewöhnlich. Bleiben wir bei Leder: Was ist Ihre persönliche Beziehung zu Leder und welche Assoziationen weckt es in Ihnen?
Ich liebe den glamourösen Stil, der auf raffinierte Weise Fetisch-Elemente mit Eleganz und Opulenz vereint. Ich hatte schon immer großen Spaß daran, mich mit „verborgenen“ Fetisch-Details zu kleiden – kleinen Anspielungen im Outfit, die wie ein Code wirken, der von manchen nicht erkannt wird, andere wiederum fasziniert und anzieht. Ich bin quasi besessen von schulterlangen Opernhandschuhen aus Leder und trage sie meistens, wenn ich abends ausgehe. Ich würde mich jedoch öffentlich niemals plump erotisch oder entblößt zeigen – ich trage nicht einmal Miniröcke! Aber ich mag es, Fetisch-Tabus auf besondere Weise zur Schau zu stellen: Lederhandschuhe, eng geschnürte Korsetts, riskant hohe Lederstiefel, Nahtstrümpfe, verschleierte Hüte und Masken. Besonders sexy fühle ich mich, wenn ich die Menschen mit meiner verführerischen Seite verwirre oder sogar gefährlich oder zu intensiv auf sie wirke. Ich möchte mit meinem Stil vor allem eine Geschichte erzählen, die nicht unbedingt für jedermann zugänglich ist.