Beiss mich!

Beiss mich!

 

 

Schwarze Haare, stechend blaue Augen und einen Körper, der uns dahinschmelzen lässt – Kellan Lutz ist einfach heiß. Und, wie sich im Interview herausstellte, ein sehr sympatischer Gesprächspartner. Schnell wird klar, warum der smarte US-Amerikaner sich seit seiner Rolle des Emmett Cullen, dem Vampir aus der Twilight-Saga, vor weiblichen Fans kaum noch retten kann. Im dritten Teil „Eclipse“ konnte er endlich auch seine Vorliebe für Action richtig ausleben, der Film ist sehr viel düsterer als die vorherigen, aber mindestens genauso gut. Spylista hat den 25-Jährigen in Berlin getroffen, um sich mit ihm über sein deutsches Erbe, seine Narben auf der Brust und seine Großmutter zu unterhalten.

Du bist – wie auch im Film – mit sieben Geschwistern aufgewachsen.

Ich weiß…

Hat dich das auf deine Rolle als Teil der Cullen-Familie vorbereitet?

Das hat es. Ich glaube schon, denn meine Einstellung ist ganz klar: Meine Familie kommt immer zuerst und ist mir sehr wichtig! Und wegen Bella in „Eclipse“ bilden wir mit den Werwölfen ein Team, welche unsere Erzfeinde sind. Um Bella zu beschützen. Das ist eine echte Familie – du machst meine Familie an, also machst du mich an. Und mich willst du nicht anmachen. Und ich habe ältere Brüder, die mich gehänselt haben und ich wiederum konnte meine jüngeren Brüder ärgern. Und all diese Liebe macht dich irgendwie zum großen Bruder. Man hat gelernt, was man nicht mochte und wie man die jüngeren zu behandeln hat, dank dieser Erfahrungen. Also ist es wirklich nett, der harte Kerl zu sein, wegen der ganzen Hölle durch die mich meine Brüder gejagt haben, aber gleichzeitig der liebende Teddybär für die jüngeren und ich bin einfach so dankbar. Es hat mich wirklich vorbereitet…

Apropos vorbereiten: Wie bereitest du dich auf die vielen Actionszenen im Film vor?

Ich bin jeden Tag ein physischer Typ. Ich liebe es, aktiv zu sein und ich liebe Actionfilme. Also war es wirklich toll, dass wir die Chance hatten, aus „Eclipse“ einen Film zu machen. Ich nur so: “Yeah, das ist toll, ich liebe das Buch. Ich liebe das Drehbuch und die Kampfszenen.” Ich schätze wirklich das Kämpfen. Ich boxe seit Jahren, ich mache Jiu Jitsu, ich schwimme, und ich erweitere einfach gerne meinen Horizont. Denn ich will ein Actionstar sein. Und ich liebe es, mich darauf vorzubereiten. Damit ich, wenn die Angebote kommen, wenn ich der neue James Bond sein kann, oder Jason Bourne, oder jeder große Actionstar zu dem ich aufblicke, damit ich dann bereits die Kampftechniken kann. Und das Coole daran ist: Ich genieße es. Ich genieße das Kampftraining, ich genieße Messerübungen, und Waffentraining. Wenn man Sachen lernt, die einen interessieren und dein Hobby sind, dann hilft dir das, dich auf Rollen vorzubereiten. Manchmal, wenn man für Sachen vorspricht, dann wollen sie dich kämpfen sehen. Du kannst dann einfach mit “Cool!” antworten. Und dann wissen sie, dass du ein echter Kämpfer bist, ein wirklich guter Kämpfer.

In „Eclipse“ hast du einen Konflikt mit einem Werwolf, der natürlich nicht wirklich da war. Wie war es ohne einen Gegenspieler zu drehen?

Oh Mann, ich weiß. Das war so ätzend, einfach doof. Also, der Wolf ist aus Karton ausgeschnitten, er ist aus Papier. Und der steht dann da, er ist wirklich “Angst einflössend”, und David Slate, der Regisseur knurrt dich dann an und du nur so “aahhh…”. Das ist recht lustig. Aber dann hat er mir gesagt, ich soll in den Fluss springen oder, besser gesagt, mich einfach rückwärts in den Fluss fallen lassen. Und dann aufstehen und sauer sein. Dieser Fluss war kalt, also wirklich kalt. Ausserdem hat es noch geregnet. Furchtbare Konditionen und mir war schweinekalt. Und das ist das schwerste am Vampir-Sein: Du darfst nicht atmen. Dir darf nicht kalt sein. Schließlich bist du als Vampir eh eiskalt. Du solltest keine Emotionen zeigen wie Hyperventilation, obwohl es wirklich kalt ist. Also hat David gesagt: “Nimm es einfach als Wut. Benutze die Kälte als Wut, dass Paul, der Werwolf, dich ins Wasser gestoßen hat.” Es war echt clever von ihm, aber es war halt so schweinekalt. Und ich musste das noch mal und noch mal machen. Es war einfach hart.

Neunmal war es insgesamt, oder?

Ja, und beim letzten Mal haben sie nicht mal mitgedreht. Sie haben es mich aus reinem Spaß machen lassen. Aber David ist einfach ein Witzbold und hat einen tollen trockenen Humor, den ich wirklich genossen habe.

Und ist es wahr, dass du dir aus Versehen die Brust aufgeschnitten hast?

Nein, das war für einen anderen Film. Das ist das tolle an diesen Twilight-Filmen, die öffnen dir Türen und, lass uns mal ehrlich sein, ich habe nicht sonderlich viele Zeilen in diesen Filmen. Ich bin nicht für den Dialog da. Aber ich kann mich nicht beschweren, denn es gibt über diese Filme schon ein Buch. Ich bin einfach dankbar, dass ich meine Rolle spiele und Teil von all dem bin. Auch wenn es nur eine Zeile ist, bin ich so dankbar. Auch wenn ich gar nichts sagen würde, und ich nur lächelnd meine Rolle spielen dürfte, dann ist es trotzdem toll. Aber ich habe einen anderen Film gemacht, “The Killing Game” mit Sam Jackson, und das ist mein eigener Film. Das ist das Tolle, Twilight hat Türen geöffnet, also kann ich in meinem eigenen Film die Hauptrolle spielen. Also kann ich mein eigener Edward sein, in gewisser Weise. Es ist ein echt tolles Kampf-Action-Drama, es wird wahrscheinlich erst ab 18 freigegeben, wirklich blutig, wirklich mörderisch. Ein richtiger Männerfilm. Und darüber freue ich mich. Klar gibt es auch eine nette, kleine Liebesgeschichte, die sehr einzigartig ist, aber mein Charakter wird gekidnappt und in diesen Untergrund-Gladiator-Kampf bis zum Tod geworfen, den Sam Jackson kontrolliert. Also wurde ich in all diesen coolen Kampftechniken trainiert von den besten Stunt- und Kampf-Koordinatoren, die es gibt. Wir hatten eine Szene, normalerweise benutzt man Waffen aus Gummi, aber wenn man sich wirklich nah kommt, dann fangen sie an zu wackeln, einzuknicken, weil sie ja aus Gummi sind. Also haben wir dem Stuntman echte Macheten gegeben. Ich liebe es, meine Grenzen auszuloten, also habe ich mich nicht genug zurückgelehnt, und er hat mich erwischt. Jetzt habe ich auf der Brust für immer Schnitte. Aber es ist cool, es ist wie mein eigenes Tattoo, ich mag es. Es wird mich immer daran erinnern. Mein Agent jedoch nur so: “Was machst du? Dein Körper bringt dir Geld, du kannst nicht verletzt werden! Du kannst nicht dein Gesicht oder deinen Körper verhunzen.” Aber ich genieße es.

Du hast gerade gesagt, dass dir die Twilight-Filme Türen geöffnet haben. Wusstest du, bevor du die Rolle angenommen hast, dass sie so groß werden würden?

Nein, nicht mal ansatzweise. Sie hatten mich zuerst gebeten, für die Rolle von Edward vorzusprechen. Die Rolle, die Robert Pattinson bekommen hat. Aber ich hatte gerade eine Miniserie in Afrika gedreht und war einfach müde. Ich war sieben Monate in Afrika, es war toll, ich habe es geliebt, aber ich brauchte eine Pause. Also habe ich abgelehnt, Edward war auch irgendwie deprimiert, und ich wollte als nächstes eine fröhliche Rolle spielen. Also habe ich einfach abgelehnt. Und dann bin ich nach Hause gefahren, habe meine Hunde, meine Familie gesehen, meine Energie wieder aufgefüllt, und dann habe ich das Drehbuch noch mal zugeschickt bekommen. Mit der Frage, was mit Emmett wäre. Ich habe es also erneut gelesen und Emmett hatte nur vier Zeilen, aber vier sehr lustige Zeilen. Ich mochte, wer er ist. Ich wusste aber nicht, dass es die Bücher gab. Ich habe vorgesprochen, um meinen Agenten einen Gefallen zu tun. Dank ihm habe ich die Rolle dann auch bekommen. Und als wir angefangen haben zu drehen, hat meine gute Freundin Ashley Greene, die Alice spielt, die „Twilight“ Bücher mitgebracht. Zu der Zeit gab es drei. Und sie wollte, dass ich sie lese. Meine Reaktion war: “Was, es gibt davon Bücher?” Also habe ich sie gelesen und mich sofort in sie verliebt. Und dann habe ich mich auch in meinen Charakter verliebt. Erst dann habe ich realisiert, wie groß die Filme werden würden, denn wir wussten das ehrlich nicht. Wir haben den ersten Film als ein Independent-Film gedreht, weißt du, und viele Trilogien werden von den Fans nicht angenommen und man kann die Fortsetzungen nicht mehr drehen. Aber das war uns eigentlich egal, wir fanden, dass „Twilight“ ein toller Film ist und wenn wir die Fortsetzungen machen könnten, dann toll, wenn nicht, dann wäre es auch nicht so schlimm gewesen, weil wir trotzdem Spaß hatten. Und dann kamen plötzlich die Fans und haben uns wirklich überrascht. Es ist so nett, all die Liebe, die sie geben, und sie haben uns erlaubt, “New Moon” zu machen. Und dann “Eclipse”, und dann “Breaking Dawn”, und es macht einfach solchen Spaß, auf dieser magischen Reise zu sein, mit einem so talentierten Cast. Und dann die Fans, ich liebe es die Fans auf der ganzen Welt zu treffen. Das ist toll.

Bedauerst du es manchmal, dass du nicht für die Rolle von Edward vorgesprochen hast?

Überhaupt nicht. Rob ist so perfekt für diese Rolle, was er ihr gibt ist einfach dieser gewinnende Look von Edward. Und ich hätte es niemals so gut gemacht wie er. Ich glaube zwar, dass die Fans jeden gemocht hätten, der Edward ist, aber was Rob mit der Rolle macht, ist einfach besonders. Er ist ein besonderer Typ, er hat all diese gewinnenden Qualitäten, ist sehr talentiert, sehr musikalisch, mit sich selbst im Reinen. Und darum bin ich froh, mit ihm in einer Rolle zusammenarbeitet, wo er strahlen kann. Und auch mit Kristen. Sie ist so talentiert und bringt diese neue Sichtweise auf Bella, die wirklich niedlich ist. Und Taylor ist so ein beeindruckender junger Mann. Wenn Leute mich fragen, ob ich traurig bin, dass ich so wenig sage in den Filmen, antworte ich immer: “Nein, überhaupt nicht.” Für mich geht es um die Erfahrung, und ich mache meine eigenen Filme in meiner eigenen Zeit, aber im Moment liebe ich Emmett, liebe ich es, mit so talentierten Leuten zusammenzuarbeiten. Ich hätte mich über mehr Zeilen gefreut und würde gerne mehr machen, aber noch mal, ich bin dankbar, dass ich ihn spielen darf.

Und Robert hat auch noch diesen unglaublichen Hype, mit dem er umgehen muss…

Es ist sicher einzigartig. Es öffnet einem die Augen, denn Rob geht so gut damit um, alle drei tun das. Und jeder neben den Top Drei (Rob, Taylor und Kristen) gleitet einfach mit. Und es ist nett, zu gleiten. Wir bekommen trotzdem noch den Hype und alles mit, und wir arbeiten immer noch wahnsinnig viel mit der Presse und reisen um die ganze Welt, aber das genieße ich. Ich bin eine Menschen-Person. Also liebe ich die Fans, ich liebe es, sie zu umarmen, ich liebe es, mit ihnen zu sprechen. Und ich komme aus dem mittleren Westen der USA, daher kenne ich das Gefühl “Oh mein Gott, es ist jemand hier, in unserer Stadt!” Es ist sehr nett. Und anstrengend für Rob, irgendwo Privatsphäre zu finden. Oder für sie alle. Ich meine, Rob ist wie ein Beatle, er wird von jedem geliebt, damit umzugehen wäre für jeden hart. Aber ich bin froh, dass er immer noch der Rob vom ersten Tag ist, der albernde Typ, über den ich mich immer lustig mache, mit dem ich herumalbere und Spiele spiele. Weißt du, er ist immer noch er selbst. Es ist einfach nur hart zu sehen, was sie durchmachen müssen. Es ist ein zweischneidiges Schwert, denn er ist ganz oben angekommen. Das ist toll.

Aber eines Tages wird es keine Bücher mehr geben…

Ich weiß es nicht, vielleicht wird Stephenie Meyer noch mehr schreiben. Das wäre lustig. Ja, die Bücher werden vorbei sein und das ist das Tolle an diesen Filmen. Man dreht sie in nur drei Monaten, sie sind nicht mal ansatzweise unser ganzes Leben. Ich werde ihnen nicht müde, ich liebe sie. Ich habe noch nicht ans Ende gedacht, weil es noch ein paar Jahre hin ist. Wir werden den letzten Film drehen, aber es wird immer noch zwei weitere Jahre Pressearbeit geben, Premieren, Sightseeing auf der ganzen Welt, und die Fans. Es ist cool. Und wenn es aufhört, dann haben wir alle andre Filme zwischendurch gemacht. Wir haben alle andre Möglichkeiten. Wie meine Calvin Klein-Kampagne. Wir alle verzweigen uns von unseren Twilight-Charakteren, was wirklich nett ist. Es ist besonders, was wir haben, und wenn Schluss ist in zehn Jahren, dann werde ich zurück blicken und einfach nur Wow sagen, was hatten wir für Glück. Es ist faszinierend, wovon wir ein Teil sind.

Wie gefällt dir Deutschland? Und die deutschen Fans?

Ich liebe es. Weißt du, mein Erbe ist deutsch. Mein Nachname ist Lutz, und ich glaube, meine Großeltern kamen von irgendwo hier her und sind dann nach Amerika gegangen. Ich bin mit dieser Seite meiner Familie wirklich nicht sehr nah, mein Vater hat so viele Geschwister, das ich nicht genau weiß, wo mein Stammbaum anfängt. Aber ich weiß, dass Deutschland irgendwann die Heimat meiner Vorfahren war. Ich liebe es, wirklich, das tue ich. Ich liebe die Geschichte hier, ich war Sightseeing, ich war bei der Berliner Mauer und der Museumsinsel. Ausserdem war ich shoppen. Die Fans sind fantastisch. Ich war bei der CK-Modenschau und habe das Deutschland-Spanien-Spiel gesehen, worüber wir jetzt lieber nicht reden werden (lacht). Aber die Fans sind so toll hier, sie sind cool, wirklich cool. Und wenn ich mit ihnen rede, dann liebe ich ihren Akzent, ehrlich. Als ich kleiner war, habe ich deutsch gesprochen, aber habe es dann irgendwie verlernt. Weil ich mit Spanisch und Latein angefangen habe und einfach niemand mehr mit mir deutsch gesprochen hat. Aber manche Wörter erkenne ich noch. Und dann haben die Fans plötzlich gedacht, dass ich einen coolen Akzent habe, meinen amerikanischen Akzent. Und das ist das netteste überhaupt, weil ich meine Stimme für nicht sehr cool halte. Und Berlin war ein Ort, von dem ich gehört habe, dass er Spaß macht. Das Nachtleben ist immer gut und man trifft tolle Leute. Einfach jeder war so nett. Ich versuche gerade, meinen Aufenthalt zu verlängern. Ich soll eigentlich in ein paar Tagen zurück, aber wenn man die Chance hat, nach Europa zu kommen und an neuen Orten abzuhängen… Ich fühle mich hier auf merkwürdige Weise daheim. Mein Geist fühlt sich hier daheim.

Letzte Frage: Wen würdest du gerne beißen?

Wen würde ich gerne beißen… Ich denke, sie müssten ja noch leben, nicht… Also… hmmm… schwierige Frage. Das Ding ist, wenn man jemanden beißt, dann würde ich jemanden moralisch guten beißen wollen, der bereits der Welt hilft und mehrere Lebenspannen haben könnte, um der Welt zu helfen. Denn sie könnten die Welt ganz alleine ändern. Aber Menschen leben vielleicht höchstens 100 Jahre, wenn ich also jemand beißen könnte, der einfach nur Gutes für die Welt tut und eine Inspiration ist, dann könnten sie es für 500 Jahre machen. Wenn ich nur eine Person auswählen könnte, der diese Person ist, weiß ich nicht wirklich wen. Vielleicht meine Großmutter, einfach weil ich sie für immer um mich haben möchte. Sie ist so ein Schatz.

 

Franziska Ecks