Let’s Talk About Sex Baby
Let’s Talk About Sex Baby
Zwei Jahre haben wir ohne sie gelebt. Doch endlich sind sie wieder da. Carrie (Sarah Jessica Parker), Miranda (Cynthia Nixon), Charlotte (Kristin Davis) und Samantha (Kim Cattrall). Diese vier sind mehr als Charaktere in einem Film. Denn „Sex and the City 2“ ist eine Lebenseinstellung. Natürlich sind die Outfits der Wahnsinn und natürlich lachen wir, wenn unser Freund daneben sitzt, eine alte „SATC“-Folge im Fernsehen läuft und Samantha sich über die Spermaqualität eines Lovers beschwert. Doch in uns drin, fühlen wir uns (Frauen) mit Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha tief verbunden. Die eine oder andere Situation haben wir selbst schon mal erlebt und sind dankbar, wenn die vier uns zeigen, wie man in einem Moment, an dem einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird, immer noch aufrecht steht. Und an einer Stelle beneiden wir die vier: An der wir merken, dass wahre, aufrichtige und neidlose Freundschaft nur im Kino lebt.
Welche Entwicklung durchleben eure Charaktere im neuen Film?
Cyntihia Nixon: Ich glaube, die Frage mit der Miranda sich beschäftigt, ist, was man macht, wenn man einen wirklich tollen Job hat, auf den man Jahrzehnte hingearbeitet hat und der gut bezahlt ist, aber plötzlich findet man ihn einfach furchtbar. Ich denke, ich kann mich am ehesten damit identifizieren, dass man älter wird und ich glaube das geht auch Miranda im Film so. Dass man lernt, sich selbst zu schätzen und zu sagen „ Wenn mich jemand schlecht behandelt, dann muss ich mich selbst beschützen. Denn ich mag mich selbst als Anwalt definieren, aber wenn ich ein unglücklicher Anwalt bin, dann bin ich besser gar kein Anwalt.“
Sarah Jessica Parker: Nun, es gab eine Hochzeit und jetzt muss es eine Ehe geben, und diese zwei Dinge sind sehr unterschiedlich. Ich denke, dass sich Carrie, wie immer, am Anfang des Filmes Fragen über ihre Umwelt stellt, in der sie momentan lebt. Die Haupt-Thematik des Filmes für uns alle, wie Chris bereits gesagt hat, ist Tradition, für jeden auf seine eigene Art. Warum laufen wir darauf zu, warum schieben wir sie weg, und warum drehen und winden wir uns und stellen so viele Fragen, wenn wir uns doch so bereitwillig auf Konventionen wie die Institution Ehe einlassen?
Kennen Sie das aus Ihrem Privateleben?
SJP: Ich glaube, Frauen einer bestimmten Generation sind sich der Tatsache nicht einmal bewusst, dass wir ständig in einem Prozess der Neudefinierung unserer Rollen sind. Das ist das große Geschenk, das unsere Mütter uns gemacht haben – diese Möglichkeit, unsere Rolle, die wir in klassischen Institutionen annehmen, zu überdenken. Egal ob das in einer Beziehung, die auf gewisser Weise von der Gesellschaft definiert wird, oder in der Arbeit geschieht.
Kim Cattrall: Menophanse, Menophase (lacht). Und ich musste nicht einmal recherchieren. Dazu muss ich nicht mehr sagen.
Kristin Davis: Für Charlotte ist es das gleiche mit der Tradition, wie Sarah gesagt hat. Charlotte war immer sehr traditionsbewusst und sie hat sehr hohe Erwartungen an sich selbst in diesen Traditionen. Aber häufig kann sie diese Erwartungen nicht erfüllen und vielleicht sind die Dinge, die sie im Leben zu kontrollieren sucht, nicht wirklich Dinge, die man kontrollieren kann. Also muss sie sich wieder mal den Mängeln ihres perfekten Bildes stellen, das sie zu schaffen versucht. Außerdem hat sie Schwierigkeiten, sich selbst gegenüber den Stress zuzugeben, der dadurch entsteht. Ich glaube eines meiner Lieblingsdinge bei diesem Film ist es, dass ihre Freundin Miranda durch ihre Fassade sehen kann, die sie erschafft. Sie weiß, dass sie ehrlich sein muss und ich finde, dass ist ein wundervoller Aspekt von Freundschaft – manchmal sieht man, dass sich sein Freund mit dem Aufrechterhalten der Fassade keinen Gefallen tut und dann ist Ehrlichkeit nötig.
SJP: Was man nicht leugnen darf ist diese wunderbare Suche, dieses Streben nach Liebe. Aber es gibt eine emotionale Zutat. Wenn ich mit Leuten aus der Schwulengemeinde rede, dann machen die Klamotten Spaß, aber das ist die Kirsche auf dem Eis, das ist das Soufflee. Aber ich denke besonders, dass es diese Fähigkeit ist, über Emotionen zu sprechen, peinlich und offen und intim, was viele meiner schwulen Freunde wirklich lieben. Hetero-Männer sagen eher „Meine Freundin, hat mich gezwungen SATC anzuschauen“.
Für viele Frauen seid ihr Vorbilder: Ihr seid starke und furchtlose Frauen, die zeigen, dass es nicht ums Alter geht. Also, was ist das Beste daran, stark und furchtlos zu sein?
KD: Unsere Charaktere sind unterschiedlich, trotzdem gehören wir sehr stark zusammen. Und auch wenn wir alle übereinstimmen, unsere Charaktere tun das nicht immer, wie als Charlotte Carrie verurteilt. Ich liebe diesen Teil, denn das machen wir im echten Leben auch. Es hilft eigentlich niemanden, aber es ist ein normales, menschliches Verhalten. Und dann hat sie Gott sein Dank genügend Zeit um zu erkennen, dass es unfair war, sie zu verurteilen und das auf ihre Freundin abzuwälzen. Aber ich liebe was wir alle zusammen geschafft haben. Wirklich starke Frauen, die auf ihre eigene Art stark und doch trotzdem zusammen sind. Und für mich ist das der beste Teil dieser ganzen Erfahrung, dass wir sie gemeinsam durchlebt haben und was wir darstellen.
KC: Für mich ist das wichtigste, dass sich durch uns verändert hat, wie Frauen sich fühlen weil sie Single sind, weil sie Krebs haben, all diese Geschichten von Heirat und dem danach verlassen werden, der Einsamkeit, dem Alleinsein. Ich finde, wir haben sie angesprochen und sie dazu veranlasst, zusammen zu kommen. Und ich glaube, das ist in dieser Ära nach dem Feminismus sehr wichtig, wir haben geholfen zu definieren, was es heißt, erfolgreich, klug und weiblich zu sein.
SJP: Ich tendiere dazu, nicht so viel darüber nachzudenken, was wir gemacht haben oder was nicht, denn ich höre lieber von anderen Menschen, was sie denken. Aber ich glaube, in einem Zeitalter wie unserem, in dem Frauen wirklich gemein zueinander sind und sich gegenseitig schrecklich beschimpfen, und es diese Umgangssprache gibt, an die sich unsere Ohren gewöhnt haben – und die ich wirklich störend finde – da liebe ich es wirklich, dass sich diese Frauen mögen. Und ich liebe es, wie anständig und ehrenvoll sie sich gegenseitig behandeln. Ich liebe es, wie sie sich respektieren. Ich liebe es auch, dass sie nicht dafür gemacht waren, Freunde zu sein. Ihre DNA ist so radikal unterschiedlich voneinander, und trotzdem haben sie diese unvergleichbare Freundschaft, die mich wirklich inspiriert und ständig verändert. Sie verändert den Blick, den ich auf Freundschaft habe, wie ich auf Entscheidungen meiner Freunde. Aber wenn ich sehe, wie sich die Frauen gegenseitig behandeln, dann erstaunt mich das. Ich mag es, dass wir zumindest in dieser Show zeigen, dass Frauen eher Verbündete als Feinde sein können.
CN: Es gab mal eine Zeit, in der Charlotte und Miranda einen großen Streit hatten, weil Charlotte sich dazu entschied, mit der Arbeit aufzuhören und sich auf ihr Kind zu konzentrieren. Miranda hat das wirklich missbilligt und Charlotte hat ganz schön an sie appelliert: „Geht es nicht darum in der feministischen Bewegung? Es geht nicht darum, dass du arbeiten musst, oder dass du daheim bleiben musst. Es geht um die Wahl.“ Ich finde, wir sind eine feministisch veranlagte Show, aber das bedeutet nicht „Ja, du musst eine Karriere haben“ oder „Du musst oder musst nicht verheiratet sein“. Es geht in Wirklichkeit um diese vier Frauen, die sehr eng miteinander sind und trotzdem ganz verschieden, man sieht, wie viel da draußen auf einen wartet und welche Richtung man in seinem Leben einschlagen will.
Wie war es für euch als weibliche Schauspielerinnen in Marokko zu drehen?
SJP: Oh Gott, es gab so viel.
CN: Es gab wirklich viel. Ich meine alleine die ersten aufregenden Tage in der Wüste. Ich finde, das war so ein Anfang.
SJP: Intensiv.
CN: Es war so „Wow, wir sind wirklich weit weg, an einem Ort, an dem wir noch nie waren.“ Und was besonders toll war, auch wenn wir die meiste Zeit in Marrakesch waren, so war unser erster Dreh doch in der Wüste. Also waren wir alle in einem Flugzeug, und als wir ankamen, haben Musiker auf uns gewartet.
CK: Und Halstücher.
CN: Alle haben gelernt, wie man Turbane bindet, die einem helfen, in der Wüste kühl zu bleiben. Und es war so großartig in der Wüste zu landen und von Musik begrüßt zu werden.
CK: Es war rührend.
SJP: Meine lebendigste Erinnerung ist, dass ich mit dieser Besetzung zusammen leben durfte. Wir hatten diese Chance, uns so kennenzulernen, wie wir es in New York nie gehabt hatten. In New York gehen wir nach Hause zu unseren Freunden und unseren Familien. Für mich hat das alles geändert. Seitdem liebe ich sie noch mehr als vorher, denn ich habe sie in einem anderen Licht gesehen.
CK: Ich denke auch, dass uns die Leute in Marokko sehr gut aufgenommen haben und wir uns sehr beschützt gefühlt haben. Wir haben uns wirklich wie ein Teil der königlichen Familie gefühlt.
KD: Absolut.
KC: Ich konnte es nicht glauben, dass sich jemand in Marokko die Serie anschaut. Das war überraschend. Die kannten die Charaktere und haben uns immer mit den Namen unserer Rollen angesprochen. (lacht) Und wir haben uns dann auch wirklich umgedreht und Hallo gesagt. Wenn wir einen Tag frei hatten, was recht selten war, gignen wir in die Berge, oder an den Strand. Es ist einfach ein außergewöhnliches Land, weißt du?
KD: Absolut. So schön. Und ich stimme allen zu, was sie gesagt haben. Und dann sage ich nur noch, weil wir alle hier zusammen sind, Thanksgiving.
KC: Ja, das war wunderbar.
KD: Wir haben zwei Thanksgivinge gefeiert. Unsere fantastischen englischen Caterer haben ein amerikanisches Thanksgiving für uns gemacht, von dem sie dachten, dass es nur die Amerikaner essen würden. Und dann haben alle davon gegessen. Sie hatten keinen Apfelkuchen und keinen Kürbiskuchen mehr, alle haben sie geliebt. Und dann, weil Cynthias und Sarahs Söhne übers Wochenende zu Besuch kamen, haben wir beschlossen, ein zweites Thanksgiving in unserem Hotel zu feiern und sie haben das toll hingekriegt. Wir haben Schlangenbeschwörer kommen lassen, weil wir in Marokko waren.
CN: Da war ein Skorpion.
KC: Alles in allem sind es unglaubliche Erinnerungen, die wir haben, besonders als Gruppe.
Wir haben ja vorhin darüber gesprochen, dass immer mehr Männer sich „Sex and the City“ anschauen. Was können Männer also aus „Sex and the City 2“ lernen?
KC: Gebt einfach viel Geld für eure Freundin aus.
SJP: Männer werden lernen, dass sie keine Bösewichter sind. Und dass das Kindermädchen von Charlotte heiß ist. Ich habe mit ein paar Hetero-Männern gesprochen. Sie finden die ganze Serie ist ein Anathema, aber sie fanden es toll, dass es im ganzen Film keine schurkische Handlung von Männern gibt. Alle Konsequenzen basieren auf uns und den Entscheidungen, die wir treffen und kurzfristig sorglosem Verhalten. Es basiert alles auf uns. Und, um ganz ehrlich zu sein, kommen wir ein bisschen klüger wieder nach Hause.
Franziska Ecks